Welches waren die deutlichsten Unterschiede in deinem beruflichen Umfeld?
Einer der größten Unterschiede war sicherlich der Personalschlüssel im Pflegebereich, der niedriger ist als in Deutschland. In der Lissaboner Altenpflegeeinrichtung, in der ich gearbeitet habe, waren die Krankenschwestern beispielsweise ausschließlich für den medizinischen Part zuständig, wie Medikamenten- und Infusionsgabe, Verbandswechsel, Katheterpflege und ähnliches – also reine Behandlungspflege. Zusätzlich gab es Pflegeassistent:innen, welche die Körperpflege und die Nahrungsgabe übernommen haben. Auf Kreta habe ich in einem Krankenhaus gearbeitet. Auch dort waren die Krankenschwestern nur für den medizinischen Teil zuständig. Das Persönliche wurde von den Angehörigen übernommen, die sich zum Beispiel darum gekümmert haben, dass das Inkontinenzmaterial gewechselt und die Intimpflege gemacht wird, sowie dafür zu sorgen, dass die Patient:in ausreichend Nahrung zu sich nimmt. Das Personal hat mir erklärt, dass es einfach zu wenige Pflegekräfte gibt, um alle Tätigkeiten vom Fachpersonal durchführen zu lassen. Das war ein sehr großer Unterschied zum deutschen Pflegesystem.
Liebe Tabea, dein letztes Praktikum wird irgendwann abgelaufen sein. Wie geht es dann weiter für dich?
Ich werde versuchen, mich schon während meines letzten Praktikums zu bewerben, so dass ich im September, wenn ich wieder in Deutschland bin, die ersten Vorstellungsgespräche für eine Festanstellung habe. Ich möchte gern eine Stelle in der 1-zu-1-Pflege bekommen. Bisher habe ich schon Erfahrungen in der ambulanten Pflege, im betreuten Wohnen, in der stationären Pflege und der Tagespflege gesammelt. Jetzt möchte ich erleben, wie es ist, wenn man tatsächlich nur für eine einzige Person zuständig ist. Falls das nicht klappt, möchte ich wieder ins betreute Wohnen gehen, weil mir dieser Bereich von allen am besten gefallen hat. Und ich werde mir eine eigene Wohnung suchen.
Perspektivisch überlege ich sogar, in 5 bis 10 Jahre auszuwandern – nach Italien beispielsweise. Das habe ich durch Erasmus+ gelernt: Ich bin nicht beschränkt darauf, in Deutschland zu leben und zu arbeiten.
Was möchtest du anderen Erasmus+ Interessierten sagen?
Trau dich! Ganz egal, was dich hemmt, meld' dich für das Programm an. Es ist eine fantastische Gelegenheit, mal aus Deutschland rauszukommen und die Welt zu entdecken. Noch dazu ist das Programm super organisiert und finanziert. Du wirst dich verändern in deiner Persönlichkeit und wirst viel offener werden, weil du überall mit sehr viel Herzlichkeit aufgenommen wirst. Wenn du Angst hast, allein zu reisen, dann kann ich nur sagen: Es gibt super viele Möglichkeiten, andere Menschen kennenzulernen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sogar verblüffend leicht ist.
Also: Machen, machen, machen – nutzen, nutzen, nutzen!
Liebe Tabea, vielen Dank für's Teilen Deiner Erlebnisse mit Erasmus+! Wir wünschen dir, dass es mit der Stelle in der 1-zu-1-Pflege klappt und du deinen Traum von weiteren Auslandserfahrungen realisieren kannst.
#bildungmitherz